Die Ukrainerinnen und Ukrainer verteidigen ihre Freiheit, sind, anders als Putin erwartet hatte, zum höchsten Einsatz bereit. Sie setzen ihr Leben ein. Sie kämpfen für ein Leben in Freiheit, das sie mit dem klaren politischen Ziel der Mitgliedschaft ihres Landes in der Europäischen Union verbinden.
Europa steht, sieht man von Ungarn ab, geschlossen an der Seite des angegriffenen Landes. Die europäische Militärhilfe erfolgt in engster transatlantischer Abstimmung, was ganz unverzichtbar ist, weil Russland eine Nuklearmacht ist, die mit dem taktischen Einsatz von Atombomben droht. Putin und seine FSB/SWR bzw. KGB-Schergen wollen den Rückhalt für die Ukraine schwächen, indem sie Angst verbreiten. Die Verbündeten lassen sich aber nicht einschüchtern.
Denn es steht zu viel auf dem Spiel. Kann Russland auch nur einen Teilsieg erringen, bedeutet dies das sichere Ende nicht nur einer regelbasierten Ordnung in Europa. Dies ist auch der internationalen Staatengemeinschaft bewusst, was die Abstimmung über die Ukraine-Resolution in der Vollversammlung der Vereinten Nationen auf beeindruckende Weise dokumentiert.
So oder so wird die Europäische Union wehrhafter werden müssen, wenn sie das in der langen Friedenszeit Erreichte bewahren will. Der Krieg hat nichts Gutes. Dennoch wird er dazu beitragen, dass eine europäische Gesellschaft entsteht, die sich viel stärker als bisher als Solidargemeinschaft versteht.
Noch ist aber nicht überall angekommen, dass die Zeiten des Hedonismus und eines zuweilen bis ins Groteske übersteigerten Individualismus vorbei sind. Die europäische Gesellschaft und damit Europa als politische Einheit werden nur dann eine Chance haben, wenn echter Zusammenhalt entsteht und die Europäerinnen und Europäer für ihr Überleben in Freiheit, Sicherheit und relativem Wohlstand auch gemeinschaftsorientierte Anstrengungen zu ertragen bereit sind.
Christian Moos
Generalsekretär der Europa-Union Deutschland e.V.