70 Jahre Europa-Union Deutschland im Hochtaunus

Ein bisschen stolz ist der Kreisverband Hochtaunus schon auf seine lange Geschichte. Und so ergab es sich, dass Landrat Krebs uns einlud, bei den alljährlichen Taunusgesprächen des Landkreises in der Hugenottenkirche in Usingen diesen Geburtstag mit seinen Gästen und zahlreichen Mitgliedern gemeinsam zu begehen.

von l. nach r.: Bürgermeister von Usingen Steffen Wernard, Kreisvorsitzende Hildegard Klär, Prof. Kadelbach, Landrat des Hochtaunuskreises Ulrich Krebs

Es gab nicht nur das dazugehörige Glas Sekt und ein Buffet mit Fingerfood, sondern auch geistige Nahrung war angesagt. Als Gastredner war Prof. Dr. Stefan Kadelbach, Hochschullehrer an der Uni Frankfurt für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht eingeladen. Er fand in seinem Vortrag eine gute Balance zwischen der Darstellung der Grundlagen der Europäischen Union und den aktuellen Herausforderungen. Dabei rückte er auch die gemeinhin populäre Kritik an der angeblich überbordenden Bürokratie gerade und bezeichnete die Institutionen mit ihren unterschiedlichen Ebenen und der Gemeinschaftsmethode als funktional. Aber auch die aktuellen Krisen blieben nicht unerwähnt: Finanz- und Schuldenkrise, Migration und die Verfassungskrise im Hinblick auf die beiden Mitgliedsstaaten Polen und Ungarn. Russland solle mit seinen Machtansprüchen ernst genommen werden, mahnte er. In der sich anschließenden Diskussionsrunde wies er sehr deutlich daraufhin, dass Europa nicht das Problem, sondern die Lösung sei.

Hildegard Klär hatte als Kreisvorsitzende vor dem Vortrag von Prof. Kadelbach einen kleinen Rückblick auf das Ursprungsjahr 1947, zur Gründung der Europa-Union im Hochtaunus, unternommen. In dessen Mitte hatte sich eine Gruppe von Menschen, die den Krieg miterlebt hatten, im Obertaunuskreis – so hieß der östliche Teil des heutigen Kreises damals – zusammengetan, um der amerikanischen Militärregierung in Wiesbaden eine Lizenz für einen Verein abzutrotzen. Den Namen Europa-Union trugen damals schon etliche andere regionale Gruppierungen in den drei westlichen Besatzungszonen, in die Deutschland aufgeteilt war. Auf der Liste unserer Gründerinnen und Gründer finden sich 31 Namen, darunter die Namen vieler Prominenter, z.B. den des Oberbürgermeisters von Bad Homburg Dr. Georg Eberlein, den des Obertaunus-Landrats August Lüdge und den des Kronberger Bürgermeisters Adam Zubrod. Vom Uni-Professor über den Journalisten, den Studenten bis zum Aufzugführer und der Sekretärin waren die unterschiedlichsten Berufe bei diesen ersten Europabegeisterten der Nachkriegsjahre vertreten. Vieles von dem, was sie nach den schrecklichen Ereignissen zweier Weltkriege erreichen wollten, ist heute Wirklichkeit geworden, auch wenn es über die Jahre immer wieder große Herausforderungen, ja sogar Rückschläge, gegeben hat – wie wir sie gerade jetzt wieder durch Populisten und Europaskeptiker erleben müssen.